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Haltung versus Struktur

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15.03.2019

Eine Interessentin war in einem Erstgespräch einmal ganz erstaunt über meine Aussage, dass es besser ist, wenn man mit gerundetem Rücken steht oder geht, als mit Gewalt zu versuchen sich nach oben aufzurichten.

Lassen Sie mich ein wenig ausholen. 

Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen einer Haltung und einer Struktur.

Eine Haltung ist das berühmte „Bauch rein, Brust raus, Kopf gerade“. Wenn Sie eine Haltung einnehmen, dann nehmen Sie aktiv – unter Zuhilfenahme Ihrer Skelettmuskulatur – diese Haltung ein. In dem Wort „Haltung“ steckt das Verb „halten“. Sie halten sich also fest und spannen dabei permanent Muskeln an. Das ist in etwa so, als würde Sie versuchen, dauerhaft eine 10 kg Hantel mit Ihrem Bizeps zu halten, während Unter- und Oberarm in einem 90°-Winkel zueinander stehen. 

Das geht eben nur eine begrenzte Zeit, irgendwann tut es weh und der Muskel erlahmt.

Gleiches passiert, wenn Sie sich aktiv in eine Haltung begeben: Sie kontrahieren dauerhaft Muskeln, irgendwann tut es weh und Sie sinken wieder in sich zusammen. Sie kennen das garantiert, wenn Sie schon einmal versucht haben Ihre „Haltung“ zu verbessern. Es gelingt nicht.

Man sieht dieses Verhalten oft bei Tänzern oder Yoga-Praktizierenden. Ich habe einen Bekannten, der kürzlich eine Ausbildung zum Yogalehrer abgeschlossen hat. Da das Yoga-Ideal ihm eine gerade Haltung „vorschreibt“ kann man bei ihm wunderbar beobachten, wie er sich mit Gewalt aufrichtet und dort hält. Das wirkt dann oft sehr steif und ungeschmeidig. Was es auch ist. Auf Dauer macht das immer steifer.

Das kann so weit gehen, dass manche Menschen, die von ihren Physios einen geraden Rücken im Sitzen „verordnet“ bekommen haben, am Ende gar nicht mehr den Rücken rund machen können. Sie haben sich praktisch selbst einzementiert.

Eine Struktur ist das, was ist, wenn Sie sich sich nicht aktiv halten. Also der Punkt, zu dem Sie nach einer Weile wieder hin sacken, wenn Sie versuchen sich zu halten. Manche Strukturmerkmale wie ein gekipptes Becken oder eine Rotation des Beckens können Sie auch nur schwer willentlich verändern, ohne dass es in der Bewegung dann komisch aussieht.

Ihre Struktur ergibt sich aus Faszienspannungen in Ihrem Körper. Wenn die Vorderlinie viel Spannung hat, dann werden Sie am Rücken runder. Stellen Sie sich das wie bei einem Flitzebogen vor: Wenn Sie die Sehne spannen, wird das Holz gebogen. Das Holz wird wieder gerade, wenn Sie die Spannung aus der Sehne nehmen. Stellen Sie sich vor, Sie würden das Holz mit Gewalt versuchen gegen die Sehnenspannung gerade zu bekommen, bspw. mit Ihren Händen. Das erfordert viel Kraftaufwand und hält auch nur so lange, wie Sie dagegen arbeiten. Lassen Sie los, ist alles wieder beim Alten. 

Wenn Sie also in eine „Haltung“ sind, arbeiten Sie mit Gewalt gegen die Faszienspannung. Die beteiligte Muskulatur, die Sie brauchen, um in die Aufrichtung zu kommen, verhärtet und versteift. Ihre Bewegungen werden zunehmend ungeschmeidiger. Zudem bedeutet eine dauerhafte Spannung auch für den Körper dauerhaften Stress.

Es ist deshalb besser, die aktuelle Situation – also bspw. den gerundeten Rücken – zuzulassen und nicht dagegen zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass die Spannungszüge im Körper dauerhaft weniger werden.

Sie müssen sich nicht gerade „machen“, sondern gerade „sein“. 

BildnachweisDa Puglet, „Boo Being Boo„, flickr.com, Creative Commons BY-SA 2.0

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